Operation Hydra
Trotz zahlreicher Schießversuche der Testraketen konnte Peenemünde als Ort der Rakentenentwicklung geheim gehalten werden. Mit Verdichtung der angezeigten Berichte bei den Geheimdiensten erfolgte eine umfangreiche Luftaufklärung der Engländer. Im Juni 1943 entschied Winston Churchill, Premierminister Englands, die Peenemünder Anlagen anzugreifen und leitete die "Operation Hydra" ein. Die Royal Air Force wollte den tötlichen Schlag bei Mondschein durchführen, wobei es vordergründig um die Ausschaltung von Menschenleben ging und erst in zweiter Linie um die Zerstörung der technischen Anlagen.
Der Angriff Hydra beginnt
Am Abend des 17. August wurde gegen Mitternacht Vorarlarm in Peenemünde eingeleitet, nichts neues, da sich die englischen Fleugzeuge immer über der mittleren Ostsee sammelten, um mit ihrer Bombenlast dann weiter zur Reichshauptstadt zu fliegen. Daher hatte die Flak auch Befehl nur bei einem erkannten Anschlag zu schießen, um die Aufmerksamkeit nicht auf Peenemünde zu ziehen. Aber diesesmal sollte Peenemünde und nicht, wie in den Angriffen zuvor, Berlin das Ziel sein. Mit dem Codewort "Hydra" machten sich 596 viermotorige Bomber (Avro "Lancaster"; Short "Stirling"; Handley Page "Halifax") aus Großbritannien auf den Weg. Gegen 1 Uhr nachts warfen die ersten Pfadfinderbomber rote Markierungen ab, dann fielen weiße Leuchfallschirmbomben aus Blindmarkierungsmaschinen und anschließend die Gelblichtbomben, welche grüne Markierungen zeigten. Die Flak begann umgehend mit dem Abwehrfeuer. Die erste Welle mit Ziel der Wohnhäuser der Wissenschaftler erfasste Peenemünde mit 227 Bomben, die zweite hatte die Werkhallen zum Ziel und die letzte Welle sollte von der gesamten Bomber Group geflogen werden mit Spreng- und Brandbomben. Aufgrund des schmalen Küstenstreifens und der sofort eingeleiteten Verneblungsaktion waren die Leuchtbomben der Zielbomber zu weit südlich bei Trassenmoor, wodurch 213 Menschen des Fremdarbeitlagers den Tot fanden, und zu weit nördlich in Nähe des Entwicklungswerkes abgeworfen worden. Nur die mittlere Markierung fiel direkt auf die Wohnsiedlung. Aufgrund des erwartetetn Angriffs auf Berlin befanden sich hier 200 deutsche Jäger in der Luft, die ohne einen Befehl abzuwarten sich den britischen Bombern entgegen stürzten, als diese nicht wie vermutet eintrafen. So konnten bereits Lancaster Bomber der zweiten Welle aus der Luft geholt werden und die dritte Welle stark beeinträchtigt werden.
Auswirkungen der Operation Hydra
Insgesamt wurden 41 Verluste der R.A.F. durch Fremdeinwirkung bestätigt. Da man sich in Peenemünde Luftangriffen gegenüber sehr sicher fühlte, wurden Maßnahmen vernachlässigt und die schwere Flak nur 14 Tage vor der Aktion"Hydra" abgezogen. Es wurde daher auch aufgrund der wenigen Luftschutzbunker und der herkömmlichen Splittergräben 733 Todesopfer verzeichnet und 3.000 Geschädigte aufgrund von Ausbombung. Die Aufklärungsflugzeuge der Briten hinterließen den Eindruck Peenemünde im Wesentlichen zerstört zu haben. Wichtige Anlagen und Prüfstände waren jedoch nur leicht beschädigt wegen der Zielversetzungen. Tarnmaßnahmen konnte so weiteren Angriffen vorbeugen. Man hatte Zweitabschriften wichtiger Konstruktionen und die Spezialisten wurden in umliegende Badeorte verteilt. Für die Fortsetzung der Produktion der A-4 hatte dies eine Verlegung an einen bombensicheren Ort zur Folge. So wurde in Nordhausen im Harz mit Hilfe der SS die erste und größte unterirdische Fabrik für Raketenfertigung der Welt errichtet. Aber erst ein zweiter Luftangriff im Juli 1944 brachte die Erprobung weg von Peenemünde.